Von Björn Peters (Nahe Zeitung)
320 mitfiebernde
Zuschauer, eine blendende Organisation, zwei faire Teams, die Lust auf
interessanten Fußball hatten, ein richtig galliger Underdog, ein souverän
leitender Unparteiischer Martin Lind (TV Hettenrodt) und ein extrem spannender
Spielverlauf machten das Kreispokalendspiel zwischen dem SV Heimbach und der SG
Idarwald zu einer absolut sehenswerten Veranstaltung. Dass die Begegnung
letztlich auch noch mit dem verdienten 2:1-Sieg des tieferklassigen SV endete,
rundete das Ereignis ab und zeigte, dass auch im Amateurfußball der Pokal seine
eigenen Gesetze hat.
Die beste
Erklärung, warum am Ende der B-Klässler aus Heimbach die Trophäe in die Luft
stemmen durfte, lieferte der gerührte und überglückliche Coach des Siegerteams,
Heiko Allkofer: „Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich habe ganz fest an mein
Team geglaubt und ich wusste die ganze Woche schon, dass wir mit unserem großen
Willen dieses Spiel gewinnen werden“, brachte er dann doch noch einen Satz
heraus – und traf den Nagel auf den Kopf. Der SV Heimbach und die SG Idarwald
boten ein Spiel auf Augenhöhe. Doch während die SG in allen entscheidenden
Situationen die letzte Galligkeit auf den Triumph vermissen ließ, war dem SV in
jeder Sekunde der absoluten Siegeswillen anzumerken. Bis zur 27. Minute
kontrollierten die Idarwälder die Partie und kamen zu der ein oder anderen
gefährlichen Situation, für die fast immer der mit Abstand stärkste SG’ler
Sebastian Fuck verantwortlich war. Dann wurde es urplötzlich turbulent.
Die Gewinnermannschaft SV Heimbach
Heimbachs
ständiger Unruheherd Marcel Hoferichter sah, dass der gegnerische Keeper Fabian
Stoffel etwas zu weit vorm Kasten stand und zog aus gut 40 Metern ab. Der Ball
krachte an die Latte und landete bei Artur Wirt. Der Idarwälder Spielgestalter
leitete direkt den Gegenzug ein, indem er Fuck über rechts schickte. Der
brachte die Kugel scharf, flach ins Zentrum, wo ihn der völlig freie Tobias
Petry etwas unkonzentriert aufs Tor schoss und ebenfalls nur den
Querbalken traf.
Kurz später gab
es dann aber den ersten Treffer. Marco Gräf spielte einen super Diagonalball in
Richtung Fuck, der von SV-Verteidiger Nico Dietz gerade noch mit der Fußspitze
abgefangen wurde. Das Spielgerät sprang allerdings quer durch den Heimbacher
Strafraum, wo ihn der aus dem Hinterhalt anstürmende Eric Kohlgrüber direkt
aufs Tor knallte. Der überragende SV-Keeper Jens Hoferichter parierte zwar noch
mit einem Reflex, den Abpraller versenkte der immer noch lauernde Kohlgrüber
dann aber zum 1:0 für die SG Idarwald (30.). Zu diesem Zeitpunkt eine absolut
verdiente und logische Führung für den Favoriten und für den neutralen
Zuschauer eigentlich auch der Anlass zum Gedanken, dass die Partie nun so ihren
erwarteten Verlauf nehmen werde. Doch anscheinend hatte fast die gesamte
Mannschaft der SG Idarwald diesen Gedanken auch so im Kopf hatte. Plötzlich
wurde sie nämlich nachlässig und brachte den SV Heimbach wieder zurück ins
Spiel.
Meisner übt
Selbstkritik
„Wir und vor
allem ich haben sehr viel falsch gemacht. Wir waren eigentlich super im Spiel,
und dann leiste ich mir so einen Fehler und gebe damit der Mannschaft einen
Knick“, resümierte der fassungslose SGI-Trainer Eduard Meisner nach der Partie
selbstkritisch. Er war es in der Tat, der sich den 1:1-Ausgleich ankreiden lassen
muss. Völlig allein im eigenen Strafraum, wollte er in sehr lässiger Manier den
quirligen Heimbacher Dennis Winter ausspielen und ließ sich dabei den Ball klauen.
Winter zog in Richtung Tor, spielte den Torhüter aus und hätte eigentlich aus
spitzem Winkel selbst einschieben könne. Er erkannte aber, dass ein Pass zu Kapitän
Maik Winter das sichere Tor bedeuten würde und legte so seinem Teamkollegen
auf, der zum unerwarteten 1:1 einschob (33.). In der Folge riss Fuck die Partie
an sich und scheiterte gleich dreimal am bärenstarken Hoferichter (35., 36.,
44.).
Elfmeter:
Hoferichter pariert gegen Wirt, Sesterhenn verwandelt
Auch nach dem
Wechsel drängte erst einmal der Favorit auf die Führung. Wieder war es Fuck,
der antrieb. Zunächst wurde er mit einem tollen Lupfer von Meisner bedient und
fand erneut in Hoferichter seinen Meister. Beim folgenden Eckball wurde er aber
von Gegenspieler Tim Sesterhenn zu sehr festgehalten, und der starke
Schiedsrichter Martin Lind zeigte folgerichtig auf den Punkt (55.). Wirt schoss
den Elfmeter allerdings halbhoch und nicht sehr hart und genau, so dass Hoferichter
erneut triumphierte. „Der hat mir zu extrem in die Ecke geschaut in die er auch
geschossen hat“, beschrieb der Keeper, warum er den Strafstoß hielt. Es war die
nächste Szene, in der die SG Idarwald einfach zu lässig agierte, und auch der
Zeitpunkt, bei dem es zu viel für die Köpfe der Akteure des A-Klässlers wurde.
„Wir hatten so viele Gelegenheiten zum 2:1 nicht genutzt und als dann der Elfmeter
auch noch verschossen wurde gab es einen Bruch im Spiel“, analysierte Meisner
richtig.
Fortan nahm der
Underdog das Heft in die Hand und hatte in Dennis Winter den stärksten Mann auf
dem Feld. Er kam immer wieder über außen in den gegnerischen Strafraum und
stellte seine Gegenspieler vor Probleme. So auch in der 65. Minute, als er von
links an mehreren Idarwäldern vorbei in die Box eindrang und nur durch ein Foul
gestoppt werden konnte. Sein Kollege Sesterhenn ballerte den fälligen Elfer
hoch und unhaltbar in die Ecke und stellte auf 2:1 für den SV Heimbach (65.). „Super
ist das, nachdem wir das Finale im letzten Jahr vergeigt haben und auch am
Sonntag die Meisterschaft verloren haben“, jubelte Winter, der Mann des Spiels,
nach der Begegnung. „Wir haben jetzt den Meister und den Dritten der AKlasse im
Pokal bezwungen, da tut der verpasste Aufstieg auch nicht mehr so weh“, freute
er sich riesig über den Titel.
Vier Tore nicht
anerkannt
Zwar hatte die
SG-Idarwald in der Folge wieder mehr Ballbesitz, wurde aber nicht mehr wirklich
zwingend. Der SV Heimbach blieb selbst immer gefährlich – und so bot sich den
Zuschauern ein spannendes Hin und Her in den letzten 25 Minuten. Auch emotional
ging es für beide Teams weiter auf und ab. Während beim Stand von 1:1 ein viel
umjubelter Kopfballtreffer von Marcel Hoferichter keine Anerkennung fand, weil
er sich etwas zu vehement mit dem Arm eingesetzt hatte (63.), blieb der SG ein
Treffer zum 2:2 verwehrt, weil hier Fuck etwas viel geschoben hatte (76.).
Beides waren Entscheidungen die so getroffen werden konnten und vor allem zu
Linds Linie passten. Kniffliger wurde es dann in der Schlussphase. Zunächst
köpfte Heimbachs Marcel Hoferichter die Kugel an die Latte. Den Abpraller
versenkte der starke Marco Hebel im Tor. Assistentin Anika Schulz sah den
Torschützen aber im Abseits und hob die Fahne (84.). Kurz darauf spielte Wirt
den Ball durch die Abwehr der Heimbacher auf Fuck, der frei durch war und quer
auf Jan-Niklas Elz passte. Dieser schoss zum vermeintlichen 2:2 ein. Hier hatte
aber der andere Assistent etwas dagegen. Veton Cori Fuck sah eine
Abseitsposition und riss die Fahne auch nach oben (90.). Beide Entscheidungen
waren sehr eng, aber tendenziell richtig. In der Nachspielzeit bot sich der SG
Idarwald die letzte Chance, sich in die Verlängerung zu retten. Wirt steckte
den Ball im Randbereich des Strafraums auf den von außen einlaufenden
Kohlgrüber durch, der völlig blank ans Spielgerät kam. Vor dem Tor waren drei
seiner Mitspieler komplett frei und hofften auf den Querpass, der wohl den
sicheren Ausgleich bedeutet hätte. Doch das Resultat dieser Chance passte zu
dem einfach zu lässigen und unkonzentrierten Auftritt der SG. Kohlgrüber nahm
den leicht zu kontrollierenden Ball zu schlecht mit und konnte so keinen
sauberen Pass mehr nach innen spielen. Was rauskam war dann eine Mischung
zwischen Schuss und Pass – und Jens Hoferichter klärte mit seinem letzten
Ballkontakt des Spiels zu Ecke (90. +5). „Uns haben einfach ganz viele
Kleinigkeiten gefehlt“, fasste Meisner ein tolles Pokalendspiel aus Idarwälder
Sicht zusammen und ging traurig zur obligatorischen Siegerehrung.

Gewinner des Trikotsatzes TV Hettenrodt
Bilder: Helmut Lange
Edenkoben, 29.05.2017