Bitburger-Verbandspokal-Story: Marienborns Keeper im Interview

29.10.2020
Jannik Reinländer TUS Marienborn

"Nur nicht zweistellig verlieren." Das hörte man früher immer wieder, wenn kleine Vereine mal einen Profiklub zu Gast hatten. Im Pokal war das ja schon öfter der Fall. Wenn es am Ende dann 0:6 oder 0:7 stand, wurde das beinahe wie ein Sieg gefeiert. Heute sind beide Lager dichter zusammengerückt. Unverändert jedoch, dass nach wie vor sehr schnell - wie jüngst beim Pokal-Hit TuS Marienborn gegen 1. FC Kaiserslautern - vom "Spiel des Jahres" die Rede ist.

"Das Spiel gegen Lautern geht in die Geschichte ein." TuS-Vereins-Chef Dietmar Hofmann hatte schon im Vorfeld ein gutes Gefühl. Dass er in der Chronik dann den Namen "Reinländer" dick unterstreichen muss, wurde ihm sofort nach dem Spiel bewusst. Mit dem Marienborner Torwart Jannik Reinländer hat Heinz Hinkel kurz nach dem großen Spiel gesprochen.

Herr Reinländer, war das das „Spiel des Lebens“?

„Spiel des Lebens“ ist natürlich zu hoch gegriffen. Bezogen auf die 1. Halbzeit - oder auf "eine knappe Stunde" - könnte man‘s stehen lassen.

Wie man sehen konnte, tat sich der hohe Favorit in der 1. Halbzeit echt schwer. Hatten Sie mit bedeutend mehr gefährlichen Strafraumszenen gerechnet?

Auf jeden Fall! Um Schüsse auf mein Tor aufzuzählen, reicht eine Hand. Nicht zuletzt lag es daran, dass unsre Abwehr vor der Pause sehr gut stand, ganz dicht „am Mann“ war und dem FCK somit auch die Spielfreude ein Stück weit verderben konnte.

Folglich hatte Lautern auch kaum Chancen?

Was klare Chancen Lauterns angeht... Fehlanzeige! Die beste Chance vor der Pause hatten wir. Moritz Freisler nahm den Ball nach einer Ecke volley, Lauterns Keeper konnte den Schuss mit dem Fuß abwehren.

Wie war's dann in der Pause? War von einer möglichen Sensation die Rede?

"Erst mal durchatmen", Trainer Ali Cakici ist die Zufriedenheit anzumerken. Alle sind sehr konzentriert. Der Tenor: Wenn uns die Führung gelänge, kämen die Profis wohl ins Grübeln. Sie wären vielleicht sogar verunsichert.

Nach der Pause lief’s ja zuerst „wie gehabt“. Wie haben Sie dann die fünf Minuten nach etwa einer Stunde erlebt?

Ganz-ganz schrecklich! Das 0:1 (57.) war sehr ärgerlich, kurz danach aus FCK-Sicht ein Traumtor. Gleich darauf unterläuft unsrem Pechvogel ein folgenschwerer Schnitzer. Drei Gegentreffer in so kurzer Zeit - das gab‘s für uns noch nie. Gefühlt war das die Entscheidung! Uns boten sich zwar noch zwei gute Gelegenheiten, doch es blieb beim 0:3.

Und hinterher?

In der Kabine mussten wir uns erst einmal wieder finden. Doch das ging relativ schnell. Zufriedenheit war bei allen zu spüren - auch ein bisschen Stolz. Darüber, dass man gegen den ambitionierten Drittligisten und vierfachen Deutschen Meister „ein großes Spiel“ gemacht hat. Die erste Halbzeit wird noch viel Gesprächsstoff liefern und sicherlich uns allen ganz lange in bester Erinnerung bleiben. Auch unsren Fans.

 

Interview: Heinz Hinkel

Foto: Jannik Reinländer