Nachruf zu Ronnie Hellström

08.02.2022
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Ronnie Hellström - Nachruf

Weltklasse als Torhüter – Weltklasse als Mensch; Der 1. FC Kaiserslautern trauert nur wenige Wochen nach dem Abschied von Horst Eckel um einen seiner ganz großen Spieler: Am Sonntag ist Ronnie Hellström in seiner schwedischen Heimat nach kurzer, schwerer, unheilbarer Erkrankung gestorben. Am 21. Februar wäre der „Fliegende Wikinger“ 73 Jahre alt geworden. Ronnie hatte noch so viele Pläne. Kaiserslautern war mindestens zweimal im Jahr ein Reiseziel. Er hoffte so sehr auf den Wiederaufstieg seiner großen Fußball-Liebe. Am Samstag vor dem Spiel gegen dem 1. FC Magdeburg wird es eine Gedenkminute für Hellström im Fritz-Walter-Stadion geben, der FCK wird mit Trauerflor zu Ehren seines einstigen Torhüters spielen. Er  kam 1974 von Hammarby IF  - auch dort besitzt Hellström Kult-Status.

 

Mit dem FCK-Geschichte geschrieben

Der einstige schwedische Weltklasse-Torhüter hatte Ende Oktober 2021 eine unheilbare Speiseröhrenkrebserkrankung öffentlich gemacht. Hellström, zweimal Fußballer des Jahres in Schweden, hat 77 Länderspiele bestritten. Spätestens seit der WM 1974 in Deutschland galt der blonde Keeper als absoluter Weltklassespieler. Von 1974 bis 1984 hütete Hellström das Tor des 1. FC Kaiserslautern. Die Ära Hellström endete wegen einer komplizierten Schulterverletzung. Die Liebe und Treue zum FC blieb – bis zum Tod. Kaiserslautern, die Pfalz – das war Heimat für den tadellosen Sportsmann. Im Lauterer Hotel Barth in der Mühlstraße gibt es schon seit Jahren eine „Ronnie-Hellström-Lounge“ zu Ehren des Schlussmanns, der FCK-Geschichte geschrieben hat. Es sind Kapitel mit Goldrand!

 

2000 D-Mark im Monat

Den Wechsel des Hünen in die Pfalz hatten der damalige FCK-Präsident Willi Müller und sein  Vize Udo Sopp noch vor der Fußball-WM 1974 in Deutschland perfekt gemacht. Nach der WM hätte der FCK den Transfer wirtschaftlich gar nicht mehr stemmen können. Lautern und der FCK – das passte. Ronnie Hellström trauerte auch mit Abstand dem verpassten ganz großen Geld nicht nach. Der FCK  war für Hellström mehr als nur ein Arbeitgeber. Der FCK war sein Herzensverein, Kaiserslautern und die Pfalz seine zweite Heimat. Hier war er, der Fan der Fans, glücklich. Im FCK-Museum hängt sein erster Vertrag mit dem FCK: 2000 D-Mark im Monat. Plus Prämien! Regelmäßig kam der einstige Weltklassespieler auf „seinen Betze“. Bis Oktober 2021 …

 

Aus Rivalen wurden Freunde fürs Leben

„Ich habe jede Woche mindestens einmal mit Ronnie telefoniert. Er klang noch so zuversichtlich …“, zeigte sich Sepp Stabel tief getroffen vom Tod des ehemaligen Kollegen. Sie waren Rivalen – und sind doch sehr schnell Freunde geworden. Freunde fürs Leben! Als Hellström beim FCK anheuerte, war Stabel die Nummer 1. Er stand im 40‘er Aufgebot für die WM 1974. Als Hellström kam, saß Stabel meist auf der Bank. „Ich  hätte wechseln können. Ich wusste ja, was er kann, wie gut er ist. Ich wollte aber sehen, wie er als Mensch ist. Ich habe noch nie einen so charakterstarken Menschen und Rivalen kennengelernt“, sagt Stabel. 

 

Bei der WM in Deutschland 1974 hielt Ronnie Hellström grandios. Weltklasse eben! Die deutsche Mannschaft trieb er mit seinen Wahnsinnsparaden fast zur Verzweiflung. Am Ende gewannen die WM-Gastgeber 4:2. Hellström aber schrieb Schlagzeilen – Bestnote 1!

 

Ronnie Hellström kam ein Jahr nach seinem Landsmann Roland Sandberg, dem pfeilschnellen Torjäger, zum FCK. Die beiden Schweden-Importe lebten in einem Haus in Morlautern. Hellström war nicht nur ein fantastischer Torhüter, er war und blieb ein großer Sympathieträger.  Auch nach dem Karriereende hielt seine Popularität an. „Ich hätte woanders mehr Geld verdienen können, aber ich habe nie bereut, beim FCK geblieben zu sein. Ich habe hier so viele Freunde gewonnen, zehn wunderbare Jahre erlebt.  Der FCK ist mein Verein – bis heute“, sagte Ronnie Hellström im Sommer 2020 bei einem RHEINPFALZ-Interview. Die Spielanalysen und Berichte der RHEINPFALZ ließ sich Hellström gerne per PDF schicken. Er vergaß nie, danke dafür zu sagen. Er fragte immer mal wieder nach Peter Lenk und Heiner Breyer, die ihn von 1974 bis 1984 journalistisch begleitet hatten. Bei der RHEINPFALZ-Wahl zum FCK-Spieler des Jahres hat Hellström dreimal die Siegerehrung vorgenommen, zuletzt 2019 bei Lennart Grill. Nach einem Honorar fragte der sympathische Star nie. Es war ihm Vergnügen und Ehre zugleich.

 

Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung

2019 wurde Ronnie Hellström zum Botschafter der Fritz-Walter-Stiftung berufen – er ordnete das ganz hoch ein. „Natürlich habe ich dazu gleich ja gesagt. Ich bin stolz, dabei zu sein. Es ist mir eine Ehre“, betonte Hellström, der in Fritz Walter ein Vorbild sah. Er mochte den „großen Fritz“ und der mochte Ronnie. 266 mal hat der Schwede in der Bundesliga das Lauterer Tor gehütet, großartige Leistungen gezeigt. Historische Siege wie das 5:0 gegen Real Madrid hat er miterlebt. „Ein feiner Mensch, immer gut gelaunt – und ein super Torhüter“, adelte ihn Klaus Toppmöller, der beste Torjäger der Lauterer Bundesligageschichte. „Ein großartiger Torhüter und ein super Mensch“, nannte ihn Hans-Peter Briegel.

 

Ronnies Lob für Matheo Raab

Am 31. Oktober letzten Jahres – Gerry Ehrmann, den Ronnie sehr schätzte, wurde vom FCK verabschiedet – wollte Hellström auf dem „Betze“ dabei sein. Er wollte gerne auch Matheo Raab, den jungen Torhüter, dessen Leistungen ihm so sehr imponierten, treffen, persönlich kennenlernen. FCK-Pressechef Stefan Roßkopf hatte das Gespräch schon arrangiert. Ronnie Hellström aber wurde krank. Er wurde nicht mehr gesund. 

 

Ein Film über Ronnie

SWR-Sportredakteur Marius Zimmermann arbeitet an einem Film über Ronnie, berichtet Sepp Stabel. „Herr Zimmermann hatte Peter Briegel, Wolfgang Wolf und mich wegen Interviews dazu gebeten. Ich habe Ronnie am Telefon gesagt, dass das SWR-Fernsehen den Film voraussichtlich am 06. März bringen wird. Ronnie hat nur gesagt, vielleicht schau‘ ich mit den dann von oben an. Das hat mich dann sehr betroffen gemacht, berührt, bewegt“, erzählte Sepp Stabel. Der Tod des Freundes stimmt auch ihn sehr traurig.

 

Singend ein Idol gewürdigt

Der FCK hat eine Ikone verloren. Viele Fußballfreunde trauern um einen großartigen Torhüter. Auch viele Fans, die ihn nie spielen sahen, trauern um einen legendären Torhüter und einen wunderbaren Menschen. Ronnie hat Kult-Status: Weltklasse im Tor, Weltklasse als Mensch! Auch der Liedermacher Willi Brausch aus Heuchelheim bei Frankenthal verehrt Ronnie. Brausch hat ihn mit seinem Song „Der fliegende Wikinger“ gewürdigt. 

 

Text: Horst Konzok (SWFV-Öffentlichkeitsarbeit) 
Bild: GettyImages