Interview: Fabienne Michel auf der FIFA-Liste

26.04.2022
Fabienne Michel. Foto: GettyImages

Das Studium in der Landeshauptstadt war der Grund für den Umzug. "In Mainz fühle ich mich sehr wohl." Fabienne Michel, ständig als Schiedsrichterin unterwegs, kann sich gut vorstellen, auch nach dem Uni-Abschluss die Mainzer Wohnung zu behalten. Anfang des Jahres erreichte die heute 27-Jährige eine Botschaft, über die sie sich riesig gefreut hat. Mit Fabienne Michel, die für den TSV Gau-Odernheim pfeift, hat SÜDWEST-FUSSBALL gesprochen.

Fabienne Michel, was hatte es mit der Überraschung eigentlich auf sich?

Von der DFB-Beauftragten Christine Baitinger wurde ich angerufen. Es war eine sehr erfreuliche Nachricht. Mit einem Jubelschrei hinterher! Ich wäre als Schiedsrichterin ab Januar auf der FIFA-Liste. Auch bekäme ich umgehend vom Weltverband eine Einladung für einen Lehrgang auf Zypern. Mit einem Highlight sollte es also losgehen. Leider kam jedoch Mitte Januar die Absage - wegen Corona. Die FIFA wollte sich wieder melden. Und das ist mittlerweile erfolgt: Am 11. und 12. April war ich in Nordirland.

Nicht abgesagt wurden die ersten Testspiele nach einer langen Winterpause. Wie sahen Ihre Einsätze im Februar aus?

Ja, es gab am ersten Februar-Wochenende sogar einen Doppelpack im Männerbereich. Ich leitete Wormatia Worms gegen SV Elversberg und das Duell meines Heimatvereins TSV Gau-Odernheim gegen die TSG Planig. Dass endlich der Ball wieder rollte, darüber war ich echt happy. Erst recht ein paar Tage später: Da durfte ich nämlich das Auftaktspiel der Frauen-Bundesliga zwischen Potsdam und Leverkusen leiten. Es lief prima, 800 Fans sorgten für eine tolle Stimmung!

Und wie ging es dann mit Einsätzen nach dem Urlaub weiter?

Im März ging's Schlag auf Schlag. Ein Regionalligaspiel der Herren bildete den Anfang: Im eingespielten SWFV-Trio Michel/Frederic Kaufmann/Sascha Fischer waren wir in Bahlingen gegen den VfB Stuttgart II. Es folgte gleich ein Topspiel der Frauen-Bundesliga. Ich durfte die Partie TSG Hoffenheim gegen den FC Bayern München pfeifen. Als Assistentin war Christina Biehl vom SV Niederhambach mit dabei. Nach zweimaligem Einsatz als 4. Offizielle bei den Frauen leitete ich noch Leverkusen - Freiburg sowie ein Play-Off-Spiel der TSG Pfeddersheim. Am 5.4. kam das Regionalliga-Spiel FC Homburg gegen Gießen dazu.

Nun spulen wir zurück! Wie ging's denn eigentlich mit Fußball los?

In meinem Heimatort Gau-Odernheim habe ich anfänglich begeistert in einer Mädchenmannschaft gespielt. Dann bei den TSV-Frauen. Richtig spannend wurde es im Alzeyer Elisabeth-Langgässer-Gymnasium. Im Rahmen einer Projektwoche nahm ich 2007 an einem von Sportlehrer Günter Thauer initiierten Schiedsrichterkurs teil. Zuvor machten auch Ines Appelmann (Alzey) und Florian Götte (Framersheim) im "Thauer-Team" mit.

Wann und wo war Fabienne erstmals in einem Fußballspiel mit Pfeife sowie mit "Rot + Gelb" unterwegs? Und wie ging's dann weiter?

Ich war 13 und erinnere mich noch gut. An ein D-Jugend-Match auf dem Dautenheimer Platz. Es war November und schon recht kühl. Mit ein Grund, dass ich ganz viel gelaufen bin. 2010 leitete ich mit knapp 16 das erste Spiel der Aktiven, Gundheim II gegen Heßloch. Nach und nach kamen B- und A-Klassen-Spiele dazu.

Fällt Ihnen auch das erste Spiel ein, das Sie im Gespann leiteten?

Ja, das müsste 2011/12 gewesen sein - im Stadion des VfR Frankenthal. Schon bald hatte ich sogar Einsätze in der Verbandsliga. Zuerst in Ludwigshafen, beim Spiel LSC gegen FK Pirmasens II. Im Jahr darauf durfte ich Oberliga pfeifen. Begeistert war ich auch von Begegnungen im Länderpokal der Frauen und U16-Mädchen. Meine Freude am Pfeifen steigerte sich von Spiel zu Spiel.

Nun zurück zur Gegenwart. Sie haben einen Stammplatz als Schiri in zwei ranghohen Ligen. Wieviel Spiele waren es bislang in beiden Klassen? An welche Begegnung erinnern Sie sich besonders gern?

In der Regionalliga Südwest der Männer hatte ich bislang 20 Einsätze. Das Bayern-Spiel am 12. März war meine 40. Partie in der Frauen-Bundesliga. Und nochmal der Blick zurück: Ein Riesenerlebnis für Ines Appelmann und mich war das DFB-Pokal-Finale der Frauen 2017 in Köln. Der VfL Wolfsburg siegte 2:1 gegen den SC Sand. Ines leitete das Endspiel echt gut, ich durfte mich an der Linie mit der Fahne "austoben". Eine tolle Stimmung in der sehr gut besetzten Kölner Arena!

Die Nähe von Mainz zum Rhein-Main-Flughafen könnte für Sie zukünftig besonders gut passen. Traf das schon einmal zu?

Einen FIFA-Einsatz gab es Mitte April. Als 4. Offizielle durfte ich die allseits bekannte Schiedsrichterin Riem Hussein nach Nordirland begleiten. Zur WM-Quali der Frauen Nordirland gegen England. Nun freue ich mich darauf, bald auch einmal mit Pfeife und Karten im Gepäck in den Flieger klettern zu dürfen. Das wäre echt super.

Aus: SÜDWEST FUSSBALL, Ausgabe 1/2022, von Heinz Hinkel