Lauter und eindringlicher hätte die Abstimmung kaum ausfallen können. Dreimal fragte Thomas Gauza aus dem Jugendleiterteam des TSV Hargesheim die E-Junioren seines Vereins, ob denn Matthias Ammann ein guter Trainer sei, und dreimal schrien die Jungs ein lang gezogenes und atemberaubendes „Jaaaaaaa“ heraus. Für den Kreisvorstand der Fußballer dürfte es die Bestätigung gewesen sein, den Richtigen ausgewählt zu haben: Matthias Ammann ist in diesem Jahr der Kreis-Ehrenamtspreisträger „Junges Ehrenamt“.
Das Besondere an dieser Auszeichnung ist die Belohnung: Die bundesweit rund 200 Preisträger werden vom ausrichtenden Deutschen Fußball-Bund (DFB) nämlich auf eine Reise nach Barcelona eingeladen. Der Besuch eines Spiels im legendären Nou-Camp-Stadion ist ein Höhepunkt der Tour. Die jungen Ehrenamtler erhalten zudem vor Ort die Möglichkeit, an Fortbildungsmaßnahmen und Workshops teilzunehmen, um sich weiterzubilden. „Ich war sehr überrascht, dass ich ausgewählt wurde, hätte nie damit gerechnet“, sagt Ammann. Dabei ist der 25-Jährige eigentlich der Prototyp eines jungen Ehrenamtlers.
Mit 15 Jahren stockte seine eigene Fußballerzeit in der B-Jugend. So richtig Spaß machte ihm das Ganze nicht mehr, die große Karriere hatte auch nicht gewunken. Zu dieser Zeit suchte sein Verein, der TSV Hargesheim, nach Jugendtrainern und -betreuern. Sein Stiefvater Rainer Bauer, selbst beim TSV in der Jugendabteilung aktiv, machte ihn auf die Kampagne aufmerksam, und Matthias Ammann verspürte Lust, es mal zu versuchen. So startete er im Jahr 2012 als Betreuer der Bambini. Und die Motivation, sich einzubringen, steigert sich seitdem nahezu jeden Tag. 2017 sicherte sich der mittlerweile zum Jungtrainer aufgestiegene Ammann, der für sich die E- und D-Junioren als optimales Betätigungsfeld ausgemacht hat, die Trainer-C-Lizenz, um sein tägliches Tun inhaltlich zu unterfüttern.
Zwei Dinge, die ihn antreiben
„Mein Antrieb sind eigentlich zwei Dinge“, erzählt er und erklärt: „An erster Stelle steht da der TSV Hargesheim. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hoch auf den Sportplatz fahre. Der TSV ist meine Heimat, meine Herzensangelegenheit. Ich schaue auch schon mal nach rechts und nach links, aber eigentlich habe ich immer im besten Sinne die Vereinsbrille auf. Und dann motivieren mich natürlich die Kinder und ihr Spaß am Fußball. Wir machen das alle ehrenamtlich, bekommen dafür kein Geld, aber wenn die Kinder nach dem Training das Sportgelände zufrieden und mit einem Strahlen verlassen, dann ist das viel mehr wert als Geld.“
Wie erfolgreich diese Herangehensweise ist, zeigt sich beim TSV an der Masse an Spielern, die sich in der E-Jugend tummeln. Es sind so viele geworden, dass drei Teams gebildet wurden, selbst an einem kalten Februarabend mitten in der Corona-Phase kicken weit mehr als 20 Kinder auf dem Kunstrasenplatz. Die Männer des TSV überlassen ihnen anstandslos das Terrain – Nachwuchsarbeit wird in Hargesheim eben großgeschrieben. „Ich bin überzeugt, dass es in jedem Ort genug Kinder gibt, die Sport treiben wollen, aber du musst ihnen eben auch ein Angebot machen, und dazu brauchst du engagierte Trainer und Betreuer. Solche Menschen wie Matthias“, lobt Gauza seinen Trainerkollegen und schiebt hinterher: „Ich würde mir sehr wünschen, dass solche Beispiele Schule machen. Vielleicht lesen das ja junge Menschen und fühlen sich inspiriert. Sie sollten direkt zu ihrem Verein vor Ort gehen. Ich bin überzeugt, jeder Verein nimmt solche jungen Ehrenamtliche sehr gerne auf.“
Vier weitere Bewerbungen lagen dem Kreisvorstand für die Auszeichnung, die an Ehrenamtliche unter 30 Jahren geht, vor. Die Wahl fiel schnell auf Ammann. „Ich sehe diese Ehrung auch als Auszeichnung für den gesamten TSV Hargesheim an“, erklärt der Kreis-Ehrenamtsbeauftragte Werner Ehle, der Ammann die DFB-Urkunde überreichte. Ehle ergänzt: „Ich habe früher in Hargesheim auf einer Wiese gespielt. Nun gibt es einen Kunstrasen mit vielen Teams und vielen Kindern. Was beim TSV entstanden ist, ist ganz toll.“ Ausschlaggebend für die Auszeichnung war aber auch die ausführliche und gute Bewerbung, die Thomas Meiser-Pfurtscheller für Ammann abgegeben hatte. Der TSV-Jugendleiter unterstrich damit auf eindrucksvolle Art und Weise, dass die Hargesheimer das Engagement ihres jungen Ehrenamtspreisträgers zu schätzen wissen.
Zwei Trainingsabende plus den kompletten Samstag widmet Ammann dem Fußball. „Dazu kommt noch die Zeit, in der ich mir Gedanken mache, was ich für ein Training anbiete. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur ein gut vorbereitetes Training auch ein gutes Training auf dem Platz ist. Das ist wie im Job, auch da muss ich mir ja regelmäßig Gedanken machen über das, was ich tue“, sagt der Schornsteinfeger, der dank des Preises nun in Barcelona die Möglichkeit erhält, sich eine Woche fortzubilden und viele weitere Gedanken über sein Hobby Fußball zu machen.
Text und Bild: Oeffentlicher Anzeiger / Olaf Paare
