DFB-Sonderpreis für Lena Hof für vorbildliches Engagement

10.02.2023

"Ich wollte vor allem den ukrainischen Kindern ermöglichen, nach ihrer Ankunft in Deutschland ihr bisheriges Leben so weit als möglich weiterzuführen. Sport im Verein zu treiben ist die beste Möglichkeit, mit deutschen Kindern in Kontakt zu kommen und somit die Sprache zu lernen." Das sagt Lena Hof vom SV Olympia Rheinzabern. Sie war eine von zehn Geehrten im Fußballkreis Südpfalz, die sich in besonderem Maße für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten einsetzt. Dafür wurde ihr vom Kreisvorsitzenden Karl Schlimmer (Klingenmünster) der DFB-Sonderpreis mit einer besonderen Uhr und einer Urkunde verliehen.

 

Während einer Feierstunde in Bad Bergzabern sagte Schlimmer: "Sie haben mit Ihrem Wirken die Voraussetzungen zur Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktivitäten von Zugewanderten und Einheimischen geschaffen." Lena Hof kam vor über 20 Jahren aus ihrer Heimatstadt Poltawa in der Zentralukraine nach Deutschland. Sie schloss an der Universität Karlsruhe ihr in der Heimat begonnenes Studium der Betriebswirtschaft ab. Die Mittvierzigerin lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Rheinzabern, sie arbeitet im Büro einer Kandeler Firma für Anlagen- und Rohrleitungsbau. Die ganze Familie ist total fußballbegeistert, gemeinsame Stadionbesuche stehen regelmäßig auf der Agenda. Im vergangenen Oktober unterstützen die Hofs den 1.FC Kaiserslautern beim Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV.

 

"Team Herz" für Geflohene 

Abends ist die Fassade des Eigenheims mit den Vereinslogos der Lieblingsclubs 1.FCK und Borussia Dortmund angestrahlt, der neunjährige Sohn Niklas geht bei den E-Junioren der Olympioniken auf Torejagd. Mit anderen Frauen im Römerdorf engagiert sie sich im "Team Herz" für die Geflohenen aus ihrem Heimatland, im Kleinen Kulturzentrum haben sie eine erste Anlaufstelle geschaffen. Das Team hat ein Warenlager mit gespendeten Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs aufgebaut. Lena Hof spricht ukrainisch und russisch. Deshalb unterstützt sie Geflüchtete bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Schulanmeldungen. Sie trat aktiv mit den Jugendtrainern des Vereins in Kontakt, um die Kinder überhaupt zum Training zu bringen. Sie vermittelte die Trainingszeiten, war anfangs zum Übersetzen bei den Übungseinheiten dabei. Doch den Kids war es schon früh zu langweilig, nur zu trainieren. Sie wollten auch aktiv ins Spielgeschehen eingreifen, deshalb half sie bei der Beantragung der Spielerpässe fleißig mit. Geburtsurkunden, Ausweispapiere und Aufenthaltstitel mussten übermittelt werden. Viele Dokumente waren in kyriliischer Schrift verfasst. Besonders bei den Jugendlichen, die bereits in der Ukraine in Vereinen gespielt hatten, war der bürokratische Aufwand sehr hoch.

 

Für den Südwestdeutschen Fußballverband und sogar für die europäische UEFA waren Zusatzerklärungen erforderlich, der ukrainische Verband musste seine Zustimmung zum Vereinswechsel erteilen. SVO-Jugendleiter Jens Gurk meint: "Ich verstehe nicht, warum es nicht wie in Bayern ein vereinfachtes Verfahren gibt. Die Ukrainer haben momentan wahrlich andere Sorgen als Spielerpässe zu bearbeiten." Insgesamt elf Kinder hat sie durch den Paragraphendschungel gelotst, fünf Jungen spielen aktuell in verschiedenen Jugendteams mit. Einige sind wieder in die Heimat zurückgekehrt, manche haben sich für andere Sportarten entschieden.

 

Lena Hof erzählt: "Ich war auch schon beim Kinderturnen und beim Volleyball dabei." Der 17-jährige Yevhen Mankosh war in der Heimat auf einem Fußballinternat, der offensive Flügelspieler hat sich bei den A-Junioren des SV Viktoria Herxheim in der Verbandsliga durchgesetzt. Sein Trainer Yasin Özcelik bescheinigt ihm Wenigkeit und eine ausgefeilte Technik. Alle lernen fleißig deutsch, den Bildungsstand der Kinder ist unterschiedlich hoch. Ein Schüler hat sogar schon eine Klasse übersprungen. Lena Hof übernimmt auch die klassischen Aufgaben einer Spielermama wie Kuchen backen oder beim Ausschank helfen. Sie bleibt auch künftig fester Bestandteil der Rheinzaberner-Fußballfamilie, um die Eltern und Spieler weiter kontinuierlich und aktuell in die Informationsketten einzubinden.

 

Die weiteren Preisträger sind Alperen Yavuz und Yunus Erkök (beide FV Germersheim), Ersan Ucal (TuS 08 Schaidt), Sinan Akdemir (FSV Freimersheim), Denis Bengs (VfR Sondernheim), Gabriela Maurer (TuS Knittelsheim), Ahmad Fahda (SV Hagenbach), Mustafa Günay (TSV Landau) und Turgay Cakmak (FV Bavaria Wörth).   

 

Text: Kersten Beyer (kebe) / SWFV