Historie: Sepp Herberger in der Sportschule Edenkoben

23.04.2021
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Malente, Schöneck, Kamen-Kaiserau. Sportschulen der DFB-Landesverbände beherbergen immer mal wieder Nationalteams und ihre Stars. Sepp Herberger weilte in den 1950ern in Edenkoben, um Lehrer fortzubilden. In jenem Jahrzehnt reiste der 1. FC Kaiserslautern in die DDR. Nach dem Rückspiel gegen Aue gab es einen Abstecher an die Weinstraße.

 

Schon in den Anfangsjahren der Sportschule kamen viele Sportgrößen nach Edenkoben. Im Januar 1952 hatte der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) den ehemaligen Marstall des Schlosses Villa Ludwigshöhe erworben. Dort entstanden die Südwesthalle mit 1500 Besucherplätzen (heute Trainingshalle), die Sportschule und etwas später auch zwei Fußball-Trainingsplätze. Prominente Sportgrößen und Mannschaften aus aller Welt waren später zu Gast in dem herrlich zwischen Wald und Reben gelegenen Sportzentrum oder richteten dort ihr Trainingslager ein. 1954 besuchten die fünf frischgebackenen Lauterer Weltmeister den Ort und schwebten mit der Sesselbahn zur Rietburg.

 

Am 6. Oktober 1956, mitten in politisch angespannten Zeiten, reiste der 1. FC Kaiserslautern als erste westdeutsche Mannschaft in die DDR. Dass dieses Freundschaftsspiel möglich wurde, war eine Sensation. Gegner war der DDR-Meister Wismut Aue. Weil es 300.000 Kartenvorbestellungen gab, musste das Spiel ins Leipziger Zentral-Stadion verlegt werden. Dieses Stadion fasste 100.000 Zuschauer. Schließlich sollen sogar 110.000 Zuschauer das Spiel vor Ort gesehen haben – bis heute deutscher Fußball-Zuschauerrekord!

Besonders die Lautrer-Weltmeister wurden bejubelt

Die Menschen umjubelten beide Teams, besonders aber die Lauterer Weltmeister. Kaiserslautern gewann das Spiel mit 5:3. Die eigentliche Sensation aber war Fritz Walters Tor: Nach einem Hechtsprung verwandelte er mit der Hacke. Berichterstatter haben es als „Jahrhunderttor“ bezeichnet. Die unterlegene Aue-Elf spendete der FCK-Mannschaft als Freundschaftsgeschenk ein lebendes Schwein.

 

Am Ostersonntag 1957 kam es zum Rückspiel in Kaiserslautern. Der FCK gewann abermals – diesmal mit 4:1. Für die herzliche Aufnahme in Leipzig dachte sich der FCK ein besonderes Dankeschön aus. Nach dem Spiel gab es zunächst ein Bankett im Mannschaftshotel, danach besuchte die DDR-Delegation Fritz Walters Kino Universum und wohnte Filmvorführungen bei. Am Ostermontag stand ein Ausflug an die Weinstraße auf dem Programm. Die Visite in der Sportschule des SWFV in Edenkoben war der viel gelobte Abschluss.

 

Auch Bundestrainer Sepp Herberger machte in den 1950er-Jahren Station in der Edenkobener Sportschule. Dem in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen „Mannemer Bub“ hatte der Fußball eine Lebensperspektive und den Aufstieg zu einer Weltkarriere ermöglicht. Es ging ihm nicht nur um Spitzen-, sondern auch um den Breitensport. Dabei hielt er die Heranbildung des Mannschaftsgeistes und die Begeisterung der Jugend für den Fußball für besonders geeignet. Und als ideale Multiplikatoren zum Erreichen dieses Zieles sah die Trainerlegende Lehrer und Sportlehrer an. Für Sepp Herberger war dies der Grund, in den 1950er-Jahren auch Fortbildungskurse zu halten und den Teilnehmern seine Erfahrungen aus vielen Jahrzehnten weiterzugeben.

 

Quelle: Die Rheinpfalz Pfälzer Tageblatt - Nr. 91, 21. April 2021, Von Herbert Hartkopf