Das können Amateurklubs gegen Rassismus tun

13.10.2020
Nein zu Rassismus

Noch immer - so das Ergebnis des jährlich vom DFB in mehr als 1,3 Millionen Spielen erhobenen Lagebildes - ist Diskriminierung wie in der ganzen Gesellschaft auch im Fußball eine (traurige) Realität. Demnach vermerkten die Schiedsrichter*innen in der Saison 2018/2019 in 2725 Spielen einen Diskriminierungsvorfall. Bezogen auf mehr als 1,3 Millionen Spiele ein Anteil von 0,21 Prozent. Und genau 2725 Vorfälle zu viel.

 

Was können Amateurvereine und Fußballfans tun, um Diskriminierung vorzubeugen und rassistischen Vorfällen entschieden entgegenzutreten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

 

Wie kann ich mich mit meinem Verein vorbeugend gegen Diskriminierung einsetzen?

Um allen Mitgliedern im Verein eine Orientierung zu bieten, für welche Werte der Verein steht, ist die Entwicklung eines Leitbildes sinnvoll. Am besten beteiligt ihr möglichst viele Mitglieder bei der Erstellung des Dokuments, das kurz und prägnant die Grundregeln für das Miteinander im Verein festlegen soll. Dabei solltet ihr benennen, dass Diskriminierung in eurem Klub keinen Platz hat und entsprechend sanktioniert wird. Nach der Erstellung des Vereinsleitbildes ist es wichtig, es an alle Mitglieder und Zuschauer*innen zu kommunizieren. Nutzt dabei zum Beispiel die Vereinshomepage, Social-Media-Kanäle oder hängt ein Plakat am Klubheim auf. Zusätzlich ist es ratsam, eine*n Ansprechpartner*in für etwaige Störfälle zu benennen.

 

Wen sollte ich kontaktieren, wenn mir diskriminierende Vorfälle auf dem Sportgelände auffallen?

Kommt es während eines Spiels zu diskriminierenden Vorfällen, sollte der oder die Schiedsrichter*in spätestens in der Halbzeitpause oder nach Spielende kontaktiert werden. Auch Vereinsverantwortliche und anwesende Ordner*innen sollten darauf hingewiesen werden, um reagieren zu können.

 

Welche Aufgaben kommen den Schiedsrichter*innen bei derartigen Vorfällen zu?

Wenn Schiedsrichter*innen diskriminierende Rufe oder Plakate wahrnehmen, können sie eine Partie unterbrechen und in letzter Konsequenz sogar abbrechen. Es ist zu empfehlen, bei der Kommunikation mit den Personen, die sich diskriminierend äußern, die Ordner*innen hinzuzuziehen. In jedem Fall müssen die Schiedsrichter*innen diese Vorfälle jedoch in den Spielberichtsbogen eintragen, damit die zuständigen Stellen im Nachgang über etwaige Konsequenzen beraten können.

 

Wann liegt überhaupt eine Diskriminierung vor und wer entscheidet darüber?

Eine Diskriminierung liegt grundsätzlich vor, wenn die Menschenwürde einer Person oder Gruppe verletzt wurde. Dies kann durch eine herabwürdigende Äußerung, Geste oder Handlung in Bezug auf Hautfarbe, Sprache, Religion, ethnische Herkunft, Alter, Behinderung, Geschlecht oder sexuelle Identität erfolgen. Um zusätzlich die Schiedsrichter*innen für derartige Vorkommnisse zu sensibilisieren, hat der DFB ein  Merkblatt mit Definitionen  und entsprechenden Erläuterungen erarbeitet. Zudem bietet der DFB seit der Saison 2016/2017 ein  Online-Lernmodul zur weiteren Schulung der Unparteiischen  an.

 

Welche Rechte haben die Heimvereine?

Der Heimverein hat das Recht, seine Sportplatz- bzw. Hausordnung - notfalls mithilfe der Polizei - durchzusetzen. Daher ist es wichtig, diese gut sichtbar gemeinsam mit dem Verbot von Gewalt- und Diskriminierungshandlungen zu kommunizieren. Eine Mustervorlage findet ihr im Dokument  "Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen" (Seite 34 ff.) . Bestimmt eine*n Sicherheitsbeauftragte*n für euren Verein, der in der Regel auch das Hausrecht ausüben sollte. Falls ihr euch bei der Erstellung der Stadionordnung oder der Durchsetzung des Hausrechts unsicher seid, könnt ihr euch vom Sicherheitsbeauftragten eures Landesverbandes beraten lassen. Zur Checkliste Sicherheit .

Verweist (potentielle) Störer*innen unter Berufung auf das Hausrecht der Spielstätte, sofern dies erforderlich erscheint. Ereignet sich ein Gewalt- oder Diskriminierungsvorfall, informiert in jedem Fall die Staffelleitung bzw. die Sportgerichtsbarkeit, sowie in Abhängigkeit vom Schweregrad und akutem Hilfebedarf die Polizei.

 

Welche Rechte und Pflichten haben Ordner*innen?

Geht man davon aus, dass grundsätzlich der austragende Verein auf der Platzanlage das Hausrecht besitzt, beinhaltet dies die Erlaubnis, störende und/oder gegen die Platzordnung verstoßende Personen, die auf dem vereinseigenen Gelände die Sicherheit der Veranstaltung gefährden, der Platzanlage zu verweisen. Dieses Recht wird den Ordner*innen vom Veranstaltungsleiter des Vereins übertragen. Das heißt, Ordner*innen haben unter anderem folgende Berechtigungen:

  • bei drohenden Konflikten zwischen Zuschauer*innen einen Beteiligten aufzufordern, einen anderen Zuschauerbereich aufzusuchen
  • sofern möglich, Konflikte zwischen Personen zu schlichten oder zu beenden. Ansonsten können Ordner*innen auch die Polizei rufen!
  • falls die Situation es erfordert mäßigend und deeskalierend das Spielfeld zu betreten und in Konflikte einzuschreiten. Auch nach dem Spiel dürfen Ordner*innen das Spielfeld betreten, um zum Beispiel das Schiedsrichtergespann vom Platz zu begleiten!

Mehr Infos gibt es in unserem  Faltblatt zum Thema Ordner*innen.

 

Sollte eine Mannschaft das Spielfeld verlassen, wenn sie Diskriminierungsvorfälle wahrnimmt?

Die Entscheidung, ein Spiel abzubrechen, muss grundsätzlich immer vom Schiedsrichter ausgehen. Verlässt eine Mannschaft eigenständig den Platz, ist hiermit das Risiko einer Spiel(um)wertung verbunden. Die Entscheidung über die Spielwertung treffen stets die nach den Regelungen des betreffenden Landesverbands zuständigen Gremien bzw. Rechtsorgane unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls.

 

Wofür tritt der DFB ein?

Der Einsatz gegen Diskriminierung und Rassismus stellt einen der Vereinszwecke des DFB dar, der in der Satzung verankert ist ( vgl. § 4 Nr. 2. d) ). "Wenn Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, dann ist dies unerträglich", sagt DFB-Präsident Fritz Keller. "Der DFB und der deutsche Fußball insgesamt zeigen durch ein breites Engagement immer wieder und in vielen Formen, Veranstaltungen und Facetten ihr klares NEIN zu Rassismus, Diskriminierung und jede Form von Gewalt. Ich habe großen Respekt vor Spielerinnen und Spielern, die Haltung haben und ihre Solidarität zeigen, solche mündigen Spielerinnen und Spieler wünsche ich mir, auf sie bin ich stolz."

 

Wie ist es möglich, im Kontext eines Spiels gegen Diskriminierung seine Stimme zu erheben?

Möglich sind beispielsweise Anti-Diskriminierungs-Aktionen vor und nach dem Abpfiff. Gemeinsam mit anderen Vereinen könnt ihr auch Aktionsspieltage organisieren. Diese sollten jedoch stets im Vorfeld mit der Verbandsebene bzw. mit der zuständigen spielleitenden Stelle abgeklärt werden. Etwas komplizierter sind politische Botschaften während eines Spiels. Denn das internationale Verbandsrecht bzw. die Fußballregeln sehen vor, dass die unmittelbare Phase des Spiels und insbesondere die Ausrüstung der Spieler*innen frei von politischen Äußerungen jeglicher Art bleiben muss. Dies ändert jedoch nichts an dem Grundsatz, dass antidiskriminierendes Verhalten erwünscht und nicht verboten ist.

 

Auf unserem Vereinsgelände nehme ich immer wieder diskriminierende Äußerungen wahr. Was kann ich langfristig dagegen tun?

Am besten nimmst du mit deinem zuständigen Landesverband Kontakt auf. Dort gibt es Beratungsstellen , die dir in deinem Engagement gegen Diskriminierung weiterhelfen können. Denkbar sind beispielsweise begleitete Dialogformate oder ein Beratungsbesuch bei deinem Verein vor Ort.

 

Welche Organisationen außerhalb des Fußballs können Amateurvereine unterstützen?

Im Kampf gegen Diskriminierung arbeitet der DFB mit einem starken Partnernetzwerk zusammen. An folgende Organisationen könnt ihr euch wenden:

 

Quelle: FUSSBALL.DE

Bild: Getty Images