"Die wahren Helden": Preis auch für FC Teutonia Weiler aus dem SWFV

16.04.2020
Sepp Herberger Stiftung

13 Preisträger sind am Montagabend in Berlin durch Deutschlands älteste Fußballstiftung für ihr bemerkenswertes soziales Engagement mit einer Sepp-Herberger-Urkunde ausgezeichnet worden. Den beispielgebend engagierten Vereinsvertretern im Kaisersaal der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft rief DFB-Präsident Fritz Keller beim Beginn der von ZDF-Moderator Norbert König moderierten Veranstaltung zu: "Ihr seid die wahren Helden des Fußballs in Deutschland."

Die Preisträger in den Kategorien "Behindertenfußball", "Resozialisierung", "Fußball Digital" sowie "Schule und Verein" erhielten ein Preisgeld in einer Gesamthöhe von 40.000 Euro. DFB-Vizepräsident Dirk Janotta, der im Oktober 2019 von Eugen Gehlenborg den Vorsitz der DFB-Stiftung Sepp Herberger übernommen hatte, überreichte zusätzlich den nach Horst Eckel benannten und mit 5.000 Euro dotierten Preis in der Kategorie "Sozialwerk". Der ging dieses Jahr an den VfL Rüdesheim aus Rheinland-Pfalz für die finanzielle Unterstützung eines jungen Fußballers, der sich beim Hechtsprung ins flache Wasser fürchterlich verletzt hatte.

Zahlreiche Politiker dabei

Zahlreiche Politiker quer durch die Parteien waren der Einladung gefolgt. Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Thomas Oppermann (SPD), bezog sich in seinem Grußwort auf den US-amerikanischen Soziologen Robert Putnam, der das soziale Kapital als entscheidendes Kriterium für die Lebensqualität in einer Gesellschaft definiert. "Die Herberger-Stiftung", sagte Oppermann, "erhöht das soziale Kapital in unserer Gesellschaft. Die Gründung dieser Stiftung vor nun fast 43 Jahren war ein absoluter Glücksfall für den DFB." Zu den weiteren "politischen Gästen" des Abends zählten neben anderen auch Ilse Aigner (CSU), Präsidentin des Bayerischen Landtags, Staatssekretär Stephan Mayer und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sowie mit Jürgen Dusel der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. 

Unmittelbar vor der Preisverleihung wurde im Beisein von Fritz Keller im Rahmen der 60. Kuratoriumssitzung der Vorstand einstimmig für das Geschäftsjahr 2019 entlastet und voraus geschaut auf das, was in diesem Jahr ansteht. Im Rahmen der Sitzung wurden mit Ilse Aigner und Rea Garvey auch zwei neue Kuratoriumsmitglieder begrüßt. "Meine Liebe zum Fußball stammt aus meinen Kindheitstagen, als ich mit meinem Vater jedes Duell von 'ManUnited' gegen Liverpool geschaut habe", erzählte der gebürtige Ire, der mit dem Hit "Supergirl" seinen Durchbruch hatte. "Mir gefällt die Resozialisierungsinitiative der Stiftung ganz besonders, denn für ehemalige Strafgefangene bietet gerade der Sport eine große Chance, wieder ins bürgerliche Leben zurückzukehren", sagte Ilse Aigner.

Janotta: "Breitenfußball leistet bemerkenswerten Beitrag"

Mit Otto Rehhagel und Jens Nowotny übereichten am Abend weitere Persönlichkeiten des deutschen Fußballs die Preise an die auf so bemerkenswerte Weise engagierten Fußballvereine, die im vergangenen Jahr große Taten vollbracht hatten. "Unsere Preisträger stehen für viele - sie machen deutlich, dass der Breitenfußball für den Zusammenhalt im Land einen bemerkenswerten Beitrag leistet", unterstrich der Dirk Janotta. "Fußballvereine integrieren Fußballer und Fußballerinnen und Behinderungen, sie helfen entlassenen Strafgefangenen bei der Resozialisierung, sie sind die heute so nötigen Brückenköpfe zwischen Sport und Schule. Es ist kein falsches Pathos, wenn ich sage, dass dieses über den eigentlichen Fußballwettbewerb hinausreichende Engagement unsere Gesellschaft humaner macht."

Ein Beispiel dafür ist etwa der SC Gröbenzell. Für die Inklusionsmannschaft des Klubs aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck laufen Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung gemeinsam auf. Herzfehler, Prothese, geistige Handicaps oder psychische Erkrankungen – alles kein Problem. "Wir verzichten bewusst auf Einschränkungen jedweder Art, bezogen auf das Alter, das Geschlecht und die Art des Handicaps", berichtet Betreuer Christian Mausbach. Derzeit besteht das Team aus 20 Spielerinnen und Spielern, mehr als zwei Drittel der Aktiven haben eine Behinderung. Das gute Beispiel macht Schule. Als man vor 14 Jahren angefangen hatte, gab es ganze zwei Inklusionsmannschaften in Bayern, berichtet Mausbach. "Heute sind es 30."

Vorbildliche Preisträger

Oder – noch ein Beispiel – der FC Teutonia Weiler aus dem Südwestdeutschen Fußballverband. Der Klub stemmt mit seinen 200 Mitgliedern ein gewaltiges Pensum: 42 Stunden pro Woche verstärkt man das Sportangebot der Schulen durch Fußballangebote, hinzu kommen weitere zwölf Stunden an den Kindergärten der Gemeinde. In den Oster-, Herbst- und Sommerferien bietet der Klub Ferienfreizeiten für Kinder ab sechs Jahren an. Der Verein kann aufgrund seiner schulischen Aktivitäten bis heute in allen Altersklassen eine Mannschaft im Wettbewerb anmelden. Der VfB Friedrichshafen nutzt die digitalen Möglichkeiten für sein Vereinsleben. Dafür wurde der Klub auf Platz 1 in der gemeinsam mit dem Softwarekonzern SAP ausgelobten Kategorie "Fußball digital" prämiert.

Ein besonderer Moment des Abends war die Übergabe der Urkunde in der Kategorie "Resozialisierung". Der 1. Platz ging an den TSV Elmshausen, der gemeinsam mit der JVA Rockenberg geehrt wurde. Täter und Opfer begegneten sich in diesem Klub zufällig wieder. Mit Zustimmung der Betroffenen wurde Mohammed S. eine zweite Chance gegeben. 

Gegen 22 Uhr endete die Verleihung der Urkunden. Dann aber begann der Feier der Preisträger aus ganz Deutschland. Allesamt leuchtende Beispiele für die integrative Kraft des Fußballs.
 

Quelle: www.dfb.de