Bundesliga-Kommentar: Das Trainer-Beben Feierabend

16.05.2022

Drei Bundesliga-Trainer hatten nach dem Saisonfinale ausgedient. Feierabend kurz nach Feierabend. Das Trainer-Beben setzte wenige Minuten nach dem Schlusspfiff in Augsburg und in Mönchengaldbach ein. Am Tag danach folgte die überraschende Vollbremsung in Wolfsburg. Ein Kommentar von Horst Konzok.

 

ADI HÜTTER – DER BEIDERSEITIGE IRRTUM

Sieben Millionen Euro hatte Max Eberl vor einem Jahr, damals noch der gefeierte Macher bei Borussia Mönchengladbach, investiert, um seinen Wunschtrainer Adi Hütter bei Eintracht Frankfurt aus dem Vertrag zu kaufen. Eberl ist inzwischen Geschichte und die Borussia zahlt Hütter eine Abfindung – Dank für die geräuschlose Trennung, die der smarte Österreicher nach dem 5:1-Sieg  gegen 1899 Hoffenheim verkündete. Es hat einfach nicht gepasst zwischen dem Rose-Nachfolger und der Borussia. Hütter war unter anderen Voraussetzungen angetreten, die offenbar versprochenen Transfers fanden bedingt durch die Einnahmeverluste durch Corona nicht statt. So blieb der geplante Umbruch aus. Borussia Mönchengladbach ließ immer mal wieder aufhorchen, gewann im Pokal gegen die Bayern sensationell 5:0 und war dann plötzlich sogar in den Abstiegskampf verstrickt. Gladbach und Hütter – so ganz ist das gegenseitige Missverständnis nicht zu verstehen und zu erklären. In der Diskussion um die Nachfolge steht der Name Lucien Favre ganz oben. Doch Vorsicht: Eher selten sind solche Rückholaktionen von Erfolg gekrönt.

 

WEINZIERL BRÜSKIERT REUTER

Am 26. April letzten Jahres kehrte Markus Weinzierl, von 2012 bis 2016 mit Erfolg beim FC Augsburg tätig, zum FCA zurück. Die Bilanz war dürftig, aber Weinzierl wurde als Retter gefeiert. Er hatte sich nach vier erfolgreichen Jahren 2016 mit viel Getöse von Acker gemacht. Es krachte damals heftig zwischen dem etwas abgehoben wirkenden Coach und Manager Stefan Reuter. Weinzierl scheiterte in Schalke, Weinzierl scheiterte beim VfB Stuttgart. Mit Reuter scheinbar versöhnt, kehrte er heim. Die Saison 2021/22 war schwierig. Es kriselte. Die Vereisnbführung stellte den Manager in Frage, der mehr im Team sah, als Weinzierl raus holte. Der Riss war da! Aber die Rettung gelang. Augsburg beendete die Saison als Tabellen- 14. und Weinzierl erklärte am Sky-Mikrophon seinen Abschied von Augsburg. Das Tischtuch zwischen Trainer und Manager ist zerschnitten. Reuter erklärte, er habe mit dem Trainer nach dem Saisonfinale über die geplante Vertragsverlängerung sprechen wollen. Dass vor dem letzten Spieltag noch keine Klarheit bestand, wertete der sich selbst feiernde Weinzierl als Misstrauenserklärung. Er werde keine Gespräche mehr führen, sagte der schmollende Trainer, der Reuter mit seiner Abschiedserklärung via TV völlig überraschte und brüskierte. Er habe Reuter nicht von seiner Entscheidung informiert, ließ Weinzierl vielsagend wissen und machte deutlich, wie tief der Graben zwischen beiden sein muss. Nein, er habe Reuter nicht über den Schritt informiert: „Aber das wird er jetzt schon mitbekommen.“

 

Als möglicher neuer Trainer bei den bayerischen Schwaben wird Enrico Maaßen (38) von Borussia Dortmund II gehandelt.

 

SCHMADTKES OPFER

Seinen Karriereknick konnte  Florian Kohfeldt, Trainer des Jahres 2018, beim VfL Wolfsburg nicht wirklich reparieren. Kohfeldts Stern sank kontinuierlich, der Abstieg von Werder Bremen 2020 liegt als Schatten über seiner Reputation. Ende Oktober 2021 folgte Kohfeldt beim VfL Wolfsburg auf den als Erneuerer gescheiterten Mark van Bommel. Heraus kam ein ätzender Kampf gegen den Abstieg, Platz zwölf. Das Vertrauen in Kohfeldt, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, war dahin, der Kredit längst aufgebraucht. Am Sonntag wurde die Trennung „im beiderseitigen Einvernehmen“ verkündet. Sportvorstand Jörg Schmadtke, dessen Amtszeit Ende 2022 ausklingt, darf schon wieder einen Trainer suchen. Dabei ist’s Schmadtke, der erfolgreiche Trainer wie Bruno Labbadia und OIiver Glasner in die Flucht schlug. Gerüchte über den VfL-Coach der Zukunft gibt es natürlich reichlich: Matthias Jaissle, der junge Meistermacher von RB Salzburg, wir genannt. Auch der Name von Daniel Farke, früher Norwich City, zuletzt FK Krasnador, kursiert in der VW-Stadt. Farke wird aber auch bei Borussia Mönchengladbach gehandelt. Thema in Wolfsburg könnte auch Sandro Schwarz werden. Er ist noch bei Dinamo Moskau tätig, wird aber auch bei Hertha BSC und bei Schalke  04 als möglicher Cheftrainer genannt.

Königsblau sucht (noch) einen Nachfolger für Aufstiegsheld Mike Büskens, der ins zweite Glied zurück willk. Ein Geheimtipp: Kosta Runjaic, der nach fünf erfolgreichen Jahren in Polen, seinen Abschied von Pogon Stettin verkündet hat.