Bundesliga-Kommentar: Die "Unabsteigbaren" zeigen Flagge

14.02.2022
Bundesliga Kommentar von Horst Konzok

Wie soll das enden, wenn die Bayern schon nach neun Minuten führen, die Tormaschine Lewandowski sofort im Akkord arbeitet? Wie in der Hinrunde, als der VfL beim Rekordmeister in München tüchtig vermöbelt wurde und beim 0:7 Lehrgeld bezahlte? Nein! Der VfL Bochum bewies am Samstag Klasse, spielte wie im Rausch Zauber-Fußball und landete mit dem 4:2 (4:1) gegen den FC Bayern München einen geradezu sensationellen Heimsieg und ist mit jetzt 28 Punkten auf gutem Weg, den einstmaligen Ruf der „Unabsteigbaren“ neu zu beleben.  

 

Wie es Grönemeyer singt…

Vor und nach den VfL-Spielen läuft Herbert Grönemeyers legendärer Song „Bochum“ im Stadion an der Castroper Straße. Als es selbst in Liga zwei nur noch gegen den Abstieg ging, das Abstiegsgespenst über dem ziemlich leer gespielten Stadion flatterte, als es mächtig rumpelte, wirkte die Textzeile „Machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass Du und dein VfL“ reichlich deplatziert, wie eine schlechte Satire. Am Samstag aber zauberte der VfL so wie sich das Herbert Grönemeyer in seinem Hit vorstellt. Zauber-Fußball und Traumtore von Cristian Gamboa zum 3:1 und Gerrit Holtmann zum 4:1. Und vorne riss Jürgen Locadia, eine gelungene Antwort auf den Ausfall Simon Zollers, alle mit. Der VfL ist im Rausch und verteidigt mit Herz als Robert Lewandowski mit seinem 26. Saisontor (!)  noch einmal Gefahr herauf beschwört.

 

Erfolgstrainer Reis

Dass der VfL Bochum im Sommer 2021 wieder aufgestiegen ist, dass er 2019 nicht in die Dritte Liga abgerutscht ist – dafür steht ganz sicher Thomas Reis, der Trainer. Er hat in seinen acht Jahren als Spieler im VfL-Dress die goldenen Jahre der Ära Klaus Toppmöller miterlebt. Reis, inzwischen 48, ein bisschen übergewichtig, lebt diesen Malocherverein in der Stadt, die Heimat für ihn geworden ist. „Set your goals high and do not stop until you get there“ – den Satz hat sich der VfL-Erfolgstrainer auf den rechten Oberarm tätowieren lassen. Zu Deutsch: Setze dir hohe Ziele und gib nicht auf, bevor du sie erreichst. So lebt der Fußball-Lehrer Reis seinen Job, so führt er seinen VfL in seinem Bochum.

 

Baumeister Schindzielorz

Reis‘ Chef ist sein ehemaliger Mannschaftskamerad Sebastian Schindzielorz.  Der heutige Geschäftsführer Sport wurde als Fußballer  beim VfL ausgebildet und groß. Als Spieler wurde er 2009 mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister. In Bochum wirkte Schindzielorz nach seinem Karriereende zunächst als Assistent von Sportvorstand Christian Hochstätter. Der musste nach einem Flirt mit dem HSV, der ohne Ehevertag  endete, gehen. Schindzielorz übernahm im Februar 2018, holte Robin Dutt als Trainer. In der nächste Krise des chronisch kranken VfL ersetzte er Robin Dutt im September 2019 durch Reis, der alle Zweifler belehrte. Reis und Schindzielorz haben mit ihrer gelungenen Personalpolitik für die Renaissance des VfL gesorgt. Jetzt gilt es für den VfL und seine Baumeister, drin zu bleiben. Bayern war gestern. Am Samstag geht es zum VfB Stuttgart. Der ist Tabellenvorletzter und hat zehn Punkte weniger als der VfL. 

 

Text: Horst Konzok (SWFV-Öffentlichkeitsausschuss)
Bild: GettyImages