Bundesliga Kommentar zum Wochenende: Verdient Meister, aber…

25.04.2022
Meisterschale, Foto: DFB

Die Bayern sind Meister. Zum 32. Mal insgesamt, zum zehnten Mal in Folge. Die Ansprüche der Münchner Abonnementsmeister sind andere, sind höhere. Für erfolgreichere Europareisen braucht’s Verstärkungen für die Mannschaft – vor allem rechts in der Abwehrkette – und Veränderungen im Kader, dessen Qualität unter zu vielen Mitläufern leidet. Ein Kommentar von Horst Konzok.

LEWANDOWSKI – GÜTEKLASSE EINS

Die Bayern-Granden, die ganz hohen Herren, stießen nach dem Abpfiff, nach dem 3:1 im vermeintlichen Liga-Gipfel gegen Borussia Dortmund auf der Tribüne mit Schampus auf den Titelgewinn an. Ob’s die Paulaner-Chefetage amüsierte? Deren Gerstensaft stand auf dem Grün bereit für die obligat gewordenen Bierduschen – gespielte Fröhlichkeit, ritualisiert, instrumentalisiert. Gehört inzwischen offenbar dazu und wirkte schon ein bisschen gequält, als Monsieur Pavard den jungen Meistermacher Nagelsmann mit der ersten Bierdusche seiner verheißungsvollen Trainer-Karriere irgendwie doch adelte.

Keine Frage. Die Bayern sind der verdiente Meister, sie haben zwölf Punkte Vorsprung vor Borussia Dortmund, das sich auf dem Weg zum ersten „Verfolger“ immer wieder selbst ein Bein stellte.

Bayerns Spiel – das ist die Dominanz, die, ausgehend von Joshua Kimmich als Triebfeder, in aller Regel von Torschützenkönig Robert Lewandowski veredelt wird. 33 Tore hat er auf dem Konto - eine Marke, die Güteklasse verheißt, auch wenn’s heuer nicht für die 40 reichen dürfte.

MÜLLER – SYMPATHISCH UND ERFOLGREICH

Einen langen Atem bewies in dieser Spielzeit Urgestein Thomas Müller, der sich über seinen nunmehr elften Meistertitel freuen durfte. Ein Original, das authentisch daherkommt.  Müller steht auch für Sympathiepunkte. Um Lewandowski und Müller herum sind Tempomacher unterwegs: Kingsley Coman, der offenbar abwanderungswillige Serge Gnabry, Leroy Sane, der zuletzt wieder öfter die Tauchstation bemühte. Lange verletzt und oft vermisst: Leon Goretzka. Mehr Spielzeit zu wünschen ist Jamal Musiala. Der ist 19 und außergewöhnlich gut, auch auf engstem Raum in der Lage kreative Lösungen zu finden. Der mehrwöchige Ausfall von Alphonso Davies, dem David Alaba als „Anlehnstation“ fehlte, raubte Bayern Flügelschwung.

IRRTÜMER VON AMTSWEGEN

Vor Weltklasse-Torhüter Manuel Neuer verteidigen mit Dayot Upamecano und Lucas Hernandez für unfassbar viel Geld eingekaufte „Schränke“, deren Klasse aber auf höchstem Niveau angezweifelt wird. So trübt das Viertelfinal-Aus in der Königsklasse gegen den FC Villareal, graue Mittelklasse in Spaniens Primera Division, die Meisterfreuden. Zu viel Mittelmaß hat Hasan Salihamidzic dem Bayern-Kader zugeführt. Bouna Sarr, Michael Cuisance und Marc Roca sind im Bayern-Gehege nicht konkurrenzfähig. Marcel Sabitzer, unter Nagelsmann bei RB Leipzig ein Anführer, ist bei den Bayern längst in der Schublade für Irrtümer von Amtswegen angekommen -  einsortiert, um aussortiert zu werden.

Text: Horst Konzok (SWFV-Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit)