Konsequente Aufbauarbeit in den vergangenen Jahren - Besser kann eine Fußballsaison kaum beginnen: Erster Angriff im ersten Spiel, 1:0, zweiter Angriff, 2:0. Gespielt sind gerade einmal drei Minuten. Am Ende siegte die SG Hüffelsheim in der Landesliga West mit 5:2 gegen den TuS Hohenecken. Der Sieg sollte sich als Startschuss einer bärenstarken Vorrunde mit 14 Siegen aus 15 Spielen erweisen.
Artikel erschienen im SÜDWEST FUSSBALL in der Ausgabe 3/2024 von Olaf Paare
Keine Überraschung des Höhenflugs
Der Höhenflug der Hüffelsheimer überrascht nicht. Er stellt vielmehr die Ernte einer konsequenten Aufbauarbeit in den vergangenen Jahren dar. Dabei fährt der Verein zweigleisig. Es wurde in die Sportanlage und in die Mannschaft investiert. So wurde das Sportgelände am Palmenstein um einen Kunstrasenplatz erweitert. Auf der ehemaligen Tennisanlage toben sich die Fußballer mittlerweile auf einem Minispielfeld aus, und der Stadionrasen hat eine Flutlichtanlage bekommen. Alles Investitionen, mit denen der Standort Hüffelsheim nachhaltig und langfristig gesichert und vor allem gestärkt wurde.
Möglich wurden die Investitionen durch das Engagement von Andreas Krafft, einem Bad Kreuznacher Software-Unternehmer, der Verein und Gemeinde kräftig unter die Armen greift. Sein Sohn Tim gehört zu einer Clique von talentierten Fußballern der Region. Bei den C-Junioren des TSV Hargesheim schnupperten die Freunde vor zehn Jahren Verbandsliga-Luft. Es folgte ein Wechsel der Gruppe zu Hassia Bingen. Beim Übergang in den Männerbereich suchten die Jungs dann händeringend einen passenden Verein für sich und wurden in Hüffelsheim fündig. Dort war die Mannschaft nach dem Abstieg aus der Landesliga gerade im Umbruch, einige ältere Spieler hörten auf. So entstand eine Win-win-Situation für den Klub und die Spieler. Sechs von ihnen gehören heute noch zum Team und nehmen wie beispielsweise Kapitän Cedric Lind tragende Rollen ein.
Regionalliga-Power in der Landesliga
Die Rückkehr in die Landesliga war schnell gesichert, doch wie sollte der nächste Schritt gelingen? Da sich Krafft auch im Nachwuchsleistungszentrum des FSV Mainz 05 engagiert, waren die Wege kurz. In Simon Engelbert lotste er den langjährigen Co-Trainer der Mainzer A-Junioren als Sportlichen Leiter zur SGH, und in André Weingärtner wurde in Mainz auch ein passender Trainer gefunden. Er war zuvor ebenfalls sechs Jahre im NLZ tätig. Seit seinem Einstieg im Januar 2024 ging es steil bergauf bei den Hüffelsheimern, schon die Rückrunde verlief gut. „Sie war ideal, um die Liga und die Mannschaft kennenzulernen“, sagt Weingärtner. Schon damals wurde der Grundstein gelegt für die starke folgende Saison. Aber nicht nur. Engelbert und Weingärtner gelang es im Sommer, in Lars Hermann und Tim Müller, der auch als Co-Trainer fungiert, zwei Spieler im besten Alter von Schott Mainz zu verpflichten. Ein halbes Jahr zuvor war bereits Christian Hahn aus Mainz nach Hüffelsheim gewechselt. Das Trio sorgt für ordentlich Regionalliga-Power in der Landesliga.
Der starke Auftakt war auch deshalb so hoch zu bewerten, weil sich in den Wochen danach herausstellte, dass im TuS Hohenecken der große Rivale bezwungen wurde. Beide Teams setzten sich schnell vom Rest des Feldes ab. Im Rückspiel gelang den Kaiserslauterern mit einem 3:0 die Revanche. Trotzdem bleiben die Hüffelsheimer mit drei Punkten Vorsprung und einem weniger absolvierten Spiel der große Favorit auf den Aufstieg. „Wir werden uns im Winter erneut sehr gut vorbereiten, um dann im Sommer etwas Großes feiern zu können“, sagt Weingärtner – verbunden mit der Hoffnung, „dass sich unsere tolle Entwicklung auch über den Sommer hinaus fortsetzt“. Was es dazu braucht, weiß der Coach: „In der Verbands- und Oberliga geht es körperlich anders zur Sache. Da müssen wir noch zulegen und uns an diese Gangart gewöhnen.“
Die Entwicklung der Hüffelsheimer lässt sich an zwei weiteren Faktoren festmachen: So hält die Reservemannschaft Schritt, sie hat alle ihre 15 Partien in der B-Klasse gewonnen und wird in die A-Klasse Bad Kreuznach aufsteigen. Zudem gehen 22 der 50 Landesliga-Tore der SGH auf das Konto von Tim Reidenbach, der vor der Saison vom Absteiger VfL Simmertal nach Hüffelsheim gewechselt war und an neuer Wirkungsstätte durchstartete. Er erzielte Anfang August den schnellen Doppelpack zum Start, und so hätte auch für ihn die Saison kaum besser beginnen können.