Profivereine im SWFV: Rote Teufel sacken die ersten Punkte ein

16.07.2022
1. FC Kaiserslautern

Der Berg bebte: In der zweiten Minute der Nachspielzeit schoss Kevin Kraus, eine Säule der Abwehr, den 1. FC Kaiserslautern zum 2:1 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96. Ein am Ende glücklicher Sieg, bei der Gesamtanalyse der Partie aber nicht unverdient.

40.579 Zuschauer erlebten den famosen Auftakt der Zweitliga-Saison 2022/23  im Fritz-Walter-Stadion. Nach vier Jahren in der Dritten Liga sind die Roten Teufel zurück im Bundesliga-Unterhaus. Die ersten drei Punkte sind eingetütet. 40 Punkte sind das Ziel, das Trainer Dirk Schuster ausgerufen hat, um am  Ende über dem Strich zu stehen. „Wir sind gut beraten, wenn wir die Kirche im Dorf lassen. Jedes Spiel wird schwer. Wie wir das Ding angenommen haben, das war einmalig! Lasst uns die 40 Punkte machen! Das ist unser Ziel“, sagte Ex-Nationalspieler Erik Durm, der nach seinem Pflichtspieldebüt im FCK-Dress, bei aller Euphorie Bodenhaftung anmahnte. „Es war Gänsehaut-Feeling“, gestand der gebürtige Pirmasenser. Thomas Hengen, Geschäftsführer Sport des FCK, machte deutlich, dass er – abgesehen von der Torhüterposition – noch Verstärkungen für alle Mannschaftsteile sucht.

Niehues ein guter Ciftci-Ersatz

Der FCK musste auf den angeschlagenen Hikmet Ciftci verzichten, Top-Scorer Philipp Hercher saß nach seiner Muskelverletzung nur auf der Bank, wo auch Eigengewächs Aaron Basenach (19), der vom TuS Diedesfeld stammt,  Platz nehmen durfte. Keinen Platz im Kader fanden beispielsweise Nicolas Sessa, Maximilian Hippe, Markus Kleinsorge, René Klingenburg, Anas Bakhat, Neal Gibs und der neue Torhüter Julian Krahl. Als Ersatz-Keeper wurde Avdo Spahic nominiert.
Dirk Schuster setzte auf ein 4-4-1-1. Vor Andreas Luthe, der herausragenden neuen Nummer 1, verteidigten Erik Durm, Boris Tomiak, Kevin Kraus und Hendrick Zuck. Davor reihten sich Kapitän Jean Zimmer, der vorzügliche Ciftci-Ersatz Julian Niehues, Marlon Ritter und Außenbahn-Turbo Ben Zolinski ein. Trainer Schuster, der klug und emotional coacht,  hat die ideale Position für Mike Wunderlich, den glanzvollen Oldtimer, gefunden: Hinter Terrence Boyd, der mustergültig für die Mannschaft schuftete, keinem Zweikampf aus dem Weg ging, beeindruckte Wunderlich als Anspielstation, Ballverteiler und Dauerläufer. Und das in beide Richtungen!
Einen verunglückten Börner-Rückpass erbeutete Boyd, der brachte Wunderlich ins Spiel, der in der 11. Minute für das 1:0 sorgte. „Wahnsinn hier vor der Westkurve zu treffen“, jubelte Mike Wunderlich. Er war nah an seinem zweiten oder dritten Treffer. Bitter für den stark gestarteten Ex-Auer Ben Zolinski, dass er nach 24 Minuten verletzt das Handtuch werfen musste. Von der Bank kam Kenny Prince Redondo, der ein gutes Spiel machte.
 

Hannover gleicht aus

Um die Dominanz der Lauterer war es nach einer Stunde geschehen. Mit Cedric Teuchert und Havard Nielsen hatte 96-Coach Stefan Leitl zwei neue Angreifer eingewechselt, die die Offensive der Hannoveraner belebten. Lautern ließ dem Gast in dieser Phase zu viel Raum, das Kurzpassspiel holperte, zu viele Fouls brachten 96 immer wieder Standards. Die Null hielt Andreas Luthe mit Glanztaten gegen Kerk (75.) und Nielsen (79.) fest, ehe Nielsen nach Teuchert-Zuspiel Lauterer Abwehrschwächen (Tomiak und Kraus) mit dem 1:1 bestrafte (80.). Hannover 96 war am Drücker, wollte mehr. Aber die Roten Teufel kämpften mit dem Glück der Tüchtigen. Erik Durm, der anfangs etwas schwamm, steigerte sich und spielte in der kritischen Schlussphase Klasse und Routine aus. Nach dem Zwischentief aber waren auch Boris Tomiak, Kevin Kraus  und Hendrick Zuck wieder auf der Höhe. Kilometerfresser Jean Zimmer war ein vorbildlich kämpfender Kapitän, Marlon Ritter demonstrierte seine Klasse, schuf kreativ Entlastung. Die Entscheidung in der zweiten Minute der Nachspielzeit: Die Ecke von links tritt Routinier Zuck, der für Boyd eingewechselte Lex Tyger Lobinger verlängert per Kopf, artistisch der Fallrückzieher von Redondo – und dann trifft Kevin Kraus, der Glückspilz. Er verteidigte gut, hatte anfangs Probleme in der Spieleröffnung und demonstrierte dann einmal mehr seinen Mehrwert.
„Ich hätte auch mit einem Punkt gut leben können“, sagte Dirk Schuster nach dem Freudenfest auf dem Betze.
Weiter geht’s nächsten Samstag im Spiel bei Holstein Kiel.

Text: Horst Konzok (SWFV-Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit)