Vor 70 Jahren: 60.000 im Südweststadion

31.08.2020
SWFV-Auswahl 1950

Trümmer und viele Ruinen erinnern an eine ganz schlimme Zeit. Hauptsächlich in den

Städten. Das schreckliche Bild hat der Verfasser dieser Zeilen, der damals öfter mit dem Fahrrad zu "großen" Spielen unterwegs war, noch vor Augen. Deutschland stand nach Kriegsende 1945 noch einige Jahre unter dem Eindruck verheerender Ereignisse.

Nur sehr langsam, und mit großen Mühen verbunden, kehrte das Leben zurück. Zunächst nur ansatzweise! Daran hatte der Fußball entscheidenden Anteil. Die Menschen waren unendlich dankbar für Ablenkung, sie freuten sich riesig darüber, spannende Spiele miterleben zu dürfen. Riesige Zuschauerzahlen, besonders in Ludwigshafen sowie in Worms und Kaiserslautern, waren die Folge.

Zwei tolle Siege

In den Nachkriegsjahren entpuppten sich Auswahlspiele als richtige Renner. Gleich zwei echte Höhepunkte bekamen die Fußballfreunde im Südwesten kurz hintereinander präsentiert: Im Spieljahr 1949/50 wurde erstmals (und nur einmal mit Vertragsspielern!) der Länderpokal-Wettbewerb auf Deutschland-Ebene durchgeführt. Für Südwest konnte eine Mannschaft aufgeboten werden, der es gelang, in beiden Auftritten im rappelvollen Südweststadion ihren großen Namen gerecht zu werden - und für Riesenbegeisterung zu sorgen. Im November 1949 wurde zuerst die bärenstarke Auswahl Westfalens mit 2:1 bezwungen – und am 22.1.1950 setzten die Mannen um Fritz und Ottmar Walter noch eins drauf: Sie fegten das Hamburger Team (mit Jupp Posipal) mit 5:0 vom Feld. Somit zog die Südwestauswahl ins Endspiel um die "Deutsche Meisterschaft" ein, unterlag jedoch ohne den verletzten Fritz Walter vor 90.000 in Stuttgart dem Team Bayerns mit 0:2.

Große Namen

Ein Team mit großen Namen! Außer dem damals schon weitbekannten Brüderpaar waren vom 1. FC Kaiserslautern noch fünf weitere Spieler mit von der Partie. Angefangen bei Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer, die beide - zusammen mit Fritz und Ottmar - vier Jahre später in der Schweiz Weltmeister wurden. Das FCK-Aufgebot vervollständigten "Bomber" Werner Baßler sowie "Fips" Folz und Schorsch Gawliczek, der Mitte der 50er zwei Jahre SWFV-Verbandstrainer in Edenkoben war. Einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie die Lauterer hatten damals Hermann Laag vom FK Pirmasens sowie das Wormatia-Trio mit Helmut Müller, Supertechniker "Bubi" Blankenberger (zwei Kopfballtreffer beim 5:0) und Torwart Rudi Fischer. Der aus Frankenthal stammende Keeper feierte später mit dem KSC tolle Erfolge, unter anderem zwei DFB-Pokalsiege.

Beeindruckend die Riesenkulisse. Insbesondere beim zweiten Spiel, zu dem sage und schreibe 60.000 Zuschauer gekommen waren. Zusätzliche Stahlrohrtribünen, alle brechend voll, ragten auf allen Seiten des Stadions in schwindelnde Höhen. Als Krönung im Hexenkessel fünfmal Torjubel mit unvorstellbarer Lautstärke.

Text. Heinz Hinkel

Foto: Der spätere SWFV-Präsident Eugen Müller (Spielausschuss) hatte allen Grund, auf sein Team richtig stolz zu sein (v. links): Eugen Müller, Fritz und Ottmar Walter, Helmut Müller, Hermann Laag, "Bubi" Blankenberger, Rudi Fischer, Werner Baßler, Werner Liebrich, "Fips" Folz, Schorsch Gawliczek und Werner Kohlmeyer. Foto: Archiv