Die Brücke zurück: Markus Merk besucht die JVA Ludwigshafen

26.11.2019
Markus Merk, JVA

Sepp Herberger, der legendäre Fußball-Bundestrainer, hat in seinem Testament verfügt, dass sich seine Stiftung für die Resozialisierung Strafgefangener engagiert. Am Mittwoch besuchte Ex-FIFA-Referee Markus Merk die JVA Ludwigshafen. Horst Konzok, Sportchef der Tageszeitung "Die Rheinpfalz", war mit dabei.

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Ludwigshafen ist eine Einrichtung für die sozialtherapeutische Behandlung von Straftätern. Als Botschafter der DFB-Stiftung Sepp Herberger waren der dreimalige Weltschiedsrichter Merk, Tobias Wrzesinski, der Geschäftsführer der Stiftung, Jürgen Veth, der 1. Vizepräsident des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV), und Timm Ritterböck, der beim SWFV den Bereich "Gesellschaftliche Verantwortung" betreut, zu Gast in der JVA. Dort spielt der Sport, dort spielt der Fußball, auf dem Weg zurück in die Gesellschaft, auf dem Weg zurück in das normale Leben, eine Hauptrolle.

Verwaltungschef Werner Volk und Sozialarbeiter Rainer Herbold, die Stellvertreter des erkrankten JVA-Chefs, stellten das Haus vor. 66 Plätze sind vorhanden, neun davon sind für Inhaftierte im freien Vollzug vorgesehen. Derzeit sind rund 95 Prozent der Strafgefangenen in Arbeit, die zuvor in anderen Gefängnissen einsaßen und dann zur therapeutischen Behandlung nach Ludwigshafen kamen.

"Ohne die Familie schafft man das nicht"

"Für mich ist das hier ein Glücksfall", sagt Joachim (44), Handballer aus der Südpfalz, dankbar. Er war vorher in Wittlich inhaftiert, verurteilt wegen einer Beziehungstat. "Im Dorf kennt man meine Geschichte - ich war psychisch krank. Meine Frau auch." Eine Familien-Tragödie, fünf Kinder. "Ihr geht es wieder besser, habe ich erfahren", sagt der Betriebswirt, der über das Jugendamt Kontakt zu den Kindern sucht. Drei Jahre ist er nun schon im Gefängnis in der Wittelsbachstraße 10, spürt den Rückhalt der Mutter, der Schwester. Drei Besuchsstunden gibt's in der Woche, die Mutter kommt immer. "Ohne die Familie schafft man das nicht", sagt Joachim. "Ich habe eine günstige Prognose und kann vielleicht nächstes Jahr raus - zwei Jahre auf Bewährung. Ich weiß, dass ich dafür noch viel tun muss, dass es nie wieder passiert", sagt er - und freut sich auf einige Stunden an Weihnachten daheim.

Sport spielt für ihn eine große Rolle. Die neue Sport-Konzeption stellten Antonio Sperduto und Michael Stork vor, die "auf Augenhöhe" mit den Häftlingen auch Sport treiben. "Im Sport ist die Nähe größer als die Distanz", betont Stork. Das Programm ist künftig über sieben Stunden am Tag ausgelegt. Es wird viel geboten: die Ballsportarten, Breiten- und Seniorensport, Fitnesstraining.

Markus Merk, beeindruckt von Konzept und Angebot, überbrachte im Dienst der Stiftung zehn adidas-Bälle und einen Trikotsatz. Jürgen Veth erklärte die Bereitschaft des Verbandes - wie in der JVA Frankenthal - Schiris auszubilden. Merks Besuch und seine freundlichen Worte kamen gut an. Zumal Joachim ein weiteres Ziel hat - er will sich in der neuen Gefängniszeitung engagieren. Er liest viel - vor allem den Sportteil. Rheinpfalz-Fotograf Bernhard Kunz ist auch für den Handballer ein Begriff: "Sie haben doch dieses Bild von Usain Bolt gemacht." Sport verbindet. Sport baut Brücken.

Quelle: Die Rheinpfalz / dfb.de / Foto Kunz