Bundesliga-Kommentar: Alles Gute, Christian

21.03.2022
Gettty Images

Der 27. Spieltag der Bundesliga-Saison 2021/22 erlebte den achten Spielabbruch der Bundesliga-Historie. Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann, in Gauersheim im Donnersbergkreis daheim, für die SV Gauersheim (Fußballkreis Kaiserslautern-Donnersberg) aktiv, wurde am Freitagabend beim Spiel des VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach von einem vollen Bierbecher am Kopf getroffen und verletzt. Ein schwarzer Freitag für den deutschen Fußball! Ein Kommentar von Horst Konzok.

 

Spielabbruch alternativlos

25.000 Zuschauer – ein packendes Flutlichtspiel. Die „Fohlen“ führen nach einem Doppelschlag von Plea und Embolo nach 62 Minuten 2:0. Das Spiel ist umkämpft, das Spiel ist offen – und nach 68 Minuten vorbei: Christian Gittelmann geht nach dem Bierbecherwurf zu Boden, er ist verletzt, er ist schockiert. Das Spiel wird unterbrochen, das Schiedsrichter-Gespann geht in die Kabinen, beide Mannschaften folgen. Das Spiel wird abgebrochen. Schiedsrichter Benjamin Cortus: „Der Spielabbruch war  alternativlos.“

 

An Kopf und Seele verletzt

Christian Gittelmanns Verletzungen werden in der Klinik untersucht und behandelt. Die Diagnose Schädelprellung und Schleudertrauma macht überdeutlich, dass sich der tumbe Becherwerfer mutmaßlich der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht  hat. Von den Schadensansprüchen, die der VfL Bochum, die DFL, der DFB, aber auch Christian Gittelmann, stellen können,  ganz zu schweigen! Gittelmann, der eine wunderbare Karriere als Schiedsrichter an der Linie macht, auch international im Einsatz ist, bei Länderspielen und in der Champions League am Ball ist, wurde nicht nur körperlich verletzt. Gittelmanns Psyche, die Seele des untadeligen Sportsmanns, wurde durch die hinterlistige Tat eines brutalen Feiglings verletzt. Gittelmanns Job erfordert höchste Konzentration, der Blick ist 90 Minuten aufs Spielfeld gerichtet. Die Schiedsrichter-Assistenten müssen sich sicher fühlen, dürfen keine Angst haben , dass in ihrem Rücken so etwas geschieht. Gestern ein Golfball, heute Bierbecher – und morgen …?

 

Die Bierbecher-Sünden sind nicht neu

In vielen Stadien fliegen immer wieder Bierbecher. Eine Unsitte, ein ligaweites Problem. Gerade auch das Stadion an der Castroper Straße in Bochum, wo toller Fußball geboten wird, war dadurch zuletzt in Verruf geraten.  Max Kruse, jetzt Wolfsburg, davor Union Berlin, hatte sich – mit Recht – darüber aufgeregt, nicht nur übel beschimpft worden zu sein, sondern auch mit Bierbechern beschmissen worden zu sein. „Bier ist zum Trinken, nicht zum Werfen da“, hatte im Vorfeld der Freitagspartie VfL-Kapitän Anthony Losilla appelliert. Gehör gefunden hat der Bochumer Dauerbrenner nicht. Schon bevor Gittelmann getroffen wurde, waren wieder Bierbecher geflogen.

 

Manchmal asozial

Wir schweigen für die Ukraine. Am Anstoßkreis ist das Friedenszeichen. Starke Signale. Aber offenbar bei nicht wenigen schnell vergessen. Da wird ein Schiedsrichterassistent durch einen Becherwurf am Kopf verletzt. In den sozialen Medien, die nicht selten einfach auch nur asozial sind, wird dann darüber diskutiert ob ein Golfball als Wurfgeschoss nicht schlimmer als ein Bierbecher ist. Alles halb so schlimm? Geht’s noch?

 

Ein Aushängeschild des SWFV

Wünschen wir „unserem“ Christian Gittelmann schnelle Genesung – für Körper und Geist. Wünschen wir ihm ein rasches Comeback in seinem geliebten Fußballsport, dem der Mitarbeiter der Egidius-Braun-Stiftung, wo er als Projektleiter wirkt, auch als F-Jugend-Trainer daheim in Gauersheim dient.
Christian Gittelmann – ein starker Charakter. Ein guter Typ. Er kommt wieder und wird sprichwörtlich Flagge zeigen! Christian Gittelmann - ein Aushängeschild des Südwestdeutschen Fußballverbandes!